Die Geschichte Lühlerheims

Gründung als Arbeiterkolonie

Auf Betreiben des „Rheinischen Vereins wider die Vagabundennoth" wurde Lühlerheim 1886 als Arbeiterkolonie gegründet. Den entscheidenden Anstoß dazu gab 1881der rheinische Pfarrer Stursberg mit einem denkwürdigen Vortrag über die zunehmende Not arbeits- und obdachloser Männer während der Generalversammlung der "Rheinisch-Westfälischen Gefängnis-Gesellschaft" in Düsseldorf. Nähere Informationen zur Gründungsgeschichte liefert der nachfolgende Text; die Meilensteine aus über 130 Jahren Lühlerheim veranschaulicht der Zeitstrahl[CL1] .

Anlass: die „Vagabundennot“

Die industrielle Revolution in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte in Deutschland tief greifende Veränderungen der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse, der Arbeitsbedingungen und Lebensumstände mit sich. Eine Folge: die sog. Vagabundennot. Auf der Suche nach Wegen, dieser zu begegnen, trat der Ausschuss der „Rheinisch-Westfälischen Gefängnis-Gesellschaft“ mit dem „Rheinisch-Westfälischen Provinzial-Ausschuss für Innere Mission“ in Verbindung. Zusammen wollte man die Gründung einer rheinischen Arbeiterkolonie betreiben – ähnlich der westfälischen Einrichtung, die Pastor Friedrich von Bodelschwingh 1882 in Wilhelmsdorf eröffnete. Der „Rheinische Verein wider die Vagabundennoth" erstreckte sich schon bald in Ortsgruppen über die gesamte Rheinprovinz.

„Entdeckung“ der Lühlerheide

Für die im nördlichen Teil der Rheinprovinz zu schaffende Einrichtung fiel das Augenmerk der Gründer nach langem Suchen auf die Lühlerheide nördlich von Drevenack. Treibende Kraft war Pastor Stursberg: Er fand den Standort und nahm Verbindung zum Landrat Frowein in Wesel auf. Im April 1884 wurde das Gelände besichtigt und für geeignet befunden. Schon wenige Tage später richtete der Vorstand des Vereins zwecks Erwerb der 110,415 ha umfassenden Lühlerheide eine Eingabe an den preußischen Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten in Berlin.

Start für Kolonie und Stiftung

Zum Erwerb von Grundbesitz war es erforderlich, dass der Verein die sog.  Korporationsrechte (Rechtsfähigkeit) erlangte. Die Kolonie wurde allerdings noch vor Erfüllung dieser Bedingung  am 21. Mai 1886 unter großer Beteiligung von Vertretern wichtiger staatlicher und kirchlicher Behörden eingeweiht. Die Weiherede hielt Generalsuperintendent D. Baur aus Koblenz, Ehrenvorsitzender des Kuratoriums des „Rheinischen Vereins wider die Vagabundennoth". Die Nachfeier mit zahlreichen Ansprachen fand in Drevenack statt.

Im Anschluss wurde bei der Staatsregierung die Verleihung der Korporationsrechte beantragt, die aus satzungstechnischen Gründen jedoch erst vier Jahre später per königlicher Kabinettsorder erfolgte: Am 24. September 1890 war die Gründungsphase der Stiftung Rheinische Evangelische Arbeiterkolonie Lühlerheim abgeschlossen.